Artikel im Lippstädter Patrioten vom 01.07.2017. Autorin: jek.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Petra Stolte (Redaktionssekretariat) am 10.08.2017.
Vielen Dank!
Fairtrade Town Lippstadt: Kinderarbeit ist „erbärmliche Ausbeutung“
„Lippstadt – Hitze, Verstümmlungen und sogar tödliche Unfälle: Die Wenigsten denken beim Kauf eines Natursteins an seine Herkunft und die Bedingungen, unter denen er eventuell gefertigt wurde. Dabei beziehen rund drei Viertel aller Käufer die Steine aus Ländern, die auf sogenannten „Negativlisten“ stehen.
Ganz vorn mit dabei sind China, Indien, Vietnam und die Philippinen. Diese Länder setzen häufig auf menschenunwürdige Kinderarbeit. Das Fair Trade nicht nur etwas mit Lebensmitteln zu tun hat, bewies der Infoabend der Fairtrade Town Steuerungsgruppe Lippstadt im Rathaussaal.
Koordinatorin Angelika Balmes konnte Norbert Müller von der Fair Childhood Stiftung der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) als Referenten begrüßen, der über die teilweise miserablen Zustände in Steinbrüchen aufklärte.
168 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren leiden unter „der schlimmsten und erbärmlichsten Form der Ausbeutung“, so Müller. 22.000 von ihnen sterben jährlich an den menschenunwürdigen Zuständen. Die meisten Kinder kommen aus Wanderarbeiterfamilien in denen jedes Familienmitglied arbeiten muss, um das Überleben zu sichern.
Mit Projekten in Nordindien und Burkina-Faso will die Stiftung dem entgegenwirken. Seit 2011 und 2015 werden dort Schulen aufgebaut und unterhalten, Lehrer und Sozialarbeiter werden weitergebildet und Familien finanzielle unterstützt. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung“, so Müller. Auf Dauer könne nur Wissen Kinderarbeit beenden.
Das gerade Grabsteine und Natursteine unter diesen Umständen hergestellt werden, wüssten allerdings die Wenigsten. „Hier ist Aufklärung das A und O. Ich denke, die wenigsten wollen einen Stein, der mit Kinderarbeit zu tun hat.“ Auch auf Landesebene müsse das Friedhofsgesetz, welches besagt, das Grabsteine ohne Kinderarbeit hergestellt werden sollen, bald in Kraft treten, um einen weiteren Schritt in Richtung Erfolg gehen zu können.
„Es ist noch ein langer Weg, doch mit dem öffentlichen Bewusstsein ist er zu bewältige“, so Müller. Die Stadt Lippstadt setze auf den Grünflächen bereits regionalen Naturstein ein, bei Baumaßnahmen auf Beton.“