Nach Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gibt es weltweit 152 Millionen
Kinderarbeiter*innen zwischen 5 und 17 Jahren, das ist jedes 10. Kind weltweit. Laut UN-Kinderrechtskonvention und den Konventionen der ILO bezeichnet Kinderarbeit jede Form von Arbeit, für die Kinder zu jung sind oder die gefährlich oder ausbeuterisch ist, die ihre körperliche oder geistige Entwicklung schädigt oder sie vom Schulbesuch abhält. Die schlimmsten Formen der Kinderarbeit werden als ausbeuterisch bezeichnet. Dazu zählt die ILO Tätigkeiten, die unter gefährlichen Bedingungen ausgeübt werden oder die schädlich für die seelische und körperliche Gesundheit und Sicherheit der Kinder sind.
Dazu gehören z.B.
- die Arbeit in Goldminen (Bergwerken) in Burkina Faso,
- das Arbeiten in Steinbrüchen oder auf Kakaoplantagen.
Kinderarbeit findet zu 70 Prozent in der Landwirtschaft im Familienbetrieb statt, zum Beispiel bei der Feldarbeit oder dem Hüten der Tiere. Die meisten Mädchen und Jungen arbeiten in Afrika (72 Millionen), gefolgt von Asien (62 Mio.) und Lateinamerika (11 Mio.). Aber auch in Europa und Zentralasien (5 Mio) findet Kinderarbeit statt.
Es gibt viele Gründe für Kinderarbeit, der wichtigste ist die extreme Armut. Arbeitende Kinder müssen meist zum Familieneinkommen beitragen, weil die Eltern alleine zu wenig verdienen, um die Familie ernähren zu können. Zu niedrige Löhne bei den arbeitenden Eltern, zu niedrige Preise für die von ihnen erzeugten Produkte, eingeschränkter Zugang zu Bildung und sozialer Sicherheit, der Tod eines Elternteils, Schulden usw. tragen dazu bei, dass Eltern sich gezwungen sehen, ihre Kinder zur Arbeit statt in die Schule zu schicken. Die Corona-Pandemie verschärft die Lage noch einmal, denn unter den wirtschaftlichen und sozialen Folgen leiden vor allem die Ärmsten. Für die Kinder bedeutet die Armut der Eltern dann, dass sie hart mitarbeiten müssen, nicht zur Schule gehen können und wenig zu essen haben.
Weltweit werden Mädchen und Jungen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt, damit Menschen in Europa billig einkaufen können. Auch in deutschen Supermärkten und Geschäften werden Produkte verkauft, an denen Kinder mitarbeiten mussten, zum Beispiel
- Schokolade: Kinder arbeiten bei der Ernte der Kakaofrüchte u.a. in Ghana und
- Handys: Kinder arbeiten im Abbau von Coltan z.B. in der DR Kongo.
Auch in der Produktion von Fußbällen müssen Kinder häufig arbeiten. Die meisten Fußbälle (80%) werden in Pakistan hergestellt. Die 32 Waben werden von Hand zusammen genäht. Dafür braucht eine Näherin oder ein Näher ca. 2 Stunden, das heißt in 7 Stunden sind höchstens 3 Bälle zu schaffen. Dafür verdient der Näher oder die Näherin ca. 50 Cent pro Ball.
Die UN hat 2021 zum internationalen Jahr für die Beseitigung der Kinderarbeit ausgerufen. Die Staaten sind aufgefordert, die schlimmsten Formen von Kinderarbeit zu beseitigen und zu verbieten. Bis 2025 soll Kinderarbeit in jeglicher Form beendet sein. Im Verlauf des Jahres 2021 sollen unterschiedliche Veranstaltungen ins Bewusstsein rufen, dass immer noch eines von zehn Kindern weltweit von Kinderarbeit betroffen ist.
Viele Institutionen wie die ILO, Unicef und auch Brot für die Welt setzen sich für die Beseitigung von Kinderarbeit und für die Einhaltung der Kinderrechte ein. Brot für die Welt ruft unter dem Motto „Kindern Zukunft schenken“ dazu auf, mit einer Spende die Arbeit von Brot für die Welt gemeinsam mit den Partnerorganisationen vor Ort zu unterstützen. So kann z.B. auf den Philippinen Kindern, die auf Zuckerrohrplantagen arbeiten, der Weg zurück in die Schule eröffnet werden und in Paraguay können indigene Kinder und Jugendliche dabei unterstützt
werden, für ihre Rechte zu kämpfen.
Weitere Infos: www.brot-fuer-die-welt.de/themen/kinderarbeit
Aber wir können alle auch als Verbraucher*innen etwas zur Beseitigung von Kinderarbeit tun: Dafür ist es wichtig, möglichst regional, saisonal und fair gehandelte Produkte einzukaufen. Siegel wie das Fairtrade-Siegel helfen uns, solche Produkte zu erkennen. Im Fairen Handel ist ausbeuterische Kinderarbeit verboten und die Arbeiter*innen sind durch international geltende Rechte geschützt.
Es ist auch wichtig z.B. beim Kauf von Fußbällen nach den Arbeitsbedingungen bei der Herstellung zu fragen und Bälle zu kaufen, die aus dem Fairen Handel (z. B. mit Fairtrade-, El Puente oder Gepa-Siegel) stammen. So können wir alle beim Fußballkauf Kinderarbeit die Rote Karte zeigen!
Beispiel: Fairtrade Gamma Pro TT von Derbystar der demnächst in einem Gewinnspiel unter Lippstädter Fußballmannschaften verlost wird.
Dass ein fairer Umgang miteinander nicht nur auf dem Spielfeld zählt, macht der Fußballverein Schalke 04 sehr schön deutlich durch den fair gehandelten Schalke-Kaffee. Er ist z.B. in Lippstadt im Weltladen zu finden!
Mit der Unterstützung der Initiative Lieferkettengesetz können wir auch hier in Deutschland politische Maßnahmen zur Beseitigung von Kinderarbeit einfordern, wie beispielsweise ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet dafür zu sorgen, dass die jeweiligen Produkte ohne Kinderarbeit und unter fairen Bedingungen produziert wurden.
Textquelle: Brot für die Welt und Faire Woche, Newsletter Januar 2021
Beitragsbild (oben): Intersport Arndt
Bild unten: Derbystar